L'identité juive

TitleL'identité juive
Publication TypeJournal Article
Year of Publication1980
AuthorsBourdieu, P, Bollack, J, Scholem, G
JournalActes de la recherche en sciences sociales
Volume35
Issue1
Pagination3-19
Publication Languageeng
Abstract

Die jüdische Identität. Die rabbinische Tradition, deren Ursprünge im Dunkel verbleiben, ist durch die von ihr selbst behauptete enge Beziehung zwischen heiligem Text und praktischem Leben definiert. Der Auslegung ist somit sowohl die Adaptation wie die Perpetuierung der religiösen Autorität anheimgegeben. Diese Struktur setzt das Bestehen und die relative Eigenständigkeit von Spezialisten der Lektiire voraus, die weder mit Gottes Recht belehnte Priester sind noch eine Kaste bilden, die keiner privilegierten Gruppe angehören und sich doch durch das Studium und das Buch von den anderen unterscheiden. So stellt der Hassidismus während des Mittelalters eine origine Ile Form der Frömigkeit dar, die, weder häretisch noch einer Hierarchie unterworfen, sich ebenfalls nicht als zönobitische Gemeinschaft konstituiert. Die Kabbala ist vermutlich aus gebildeten Kreisen dieser Art in der Provence hervorgegangen. Im Judentum hat jede noch so kühne Mystik stets nur, ob gewollt oder nicht, die Autorität der Tradition wiederaufleben lassen. In dieser Gesellschaft, in der Wissen eine distinktive Rolle spielt und {«Ignoranz»} dessen niedrigste Stufe bezeichnet, hat der Priester das Richteramt und das der moralischen Führung inne. Geistige Tätigkeit erscheint damit in der Geschichte des Judentums als ein wesentlicher Faktor zum Erhalt der Gruppe. Bis in das 19. Jahrhundert hinein bestimmt der Wert des kulturellen Kapitals die innere Struktur der Gemeinschaft ebenso wie die spezifische Rolle einiger grofier Familien.

URLhttp://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/arss_0335-5322_1980_num_35_1_2095
DOI10.3406/arss.1980.2095
Short TitleL'identité juive