Questions de politique
Title | Questions de politique |
Publication Type | Journal Article |
Year of Publication | 1977 |
Authors | Bourdieu, P |
Journal | Actes de la recherche en sciences sociales |
Volume | 16 |
Issue | 1 |
Pagination | 55-89 |
Publication Language | eng |
Abstract | Fragen der Politik Die seit langer Zeit durch die politische Wissenschaft bewiesene Feststellung der Variationen der politischen Stimmenthaltungen (oder das {nicht-Antworten} auf Meinungsfragen) die von Geschlecht, vom Lebensalter, vom Niveau der Erziehung, vom Beruf, vom Wohnunsgort und von den politischen Tendenzen abhängen, fiihrte zur Formulierung der Frage der sozialen Gegebenheiten der Möglichkeit der Produktion einer Antwort auf eine politische Frage, das heisst die Frage der minimalen Kompetenz, die erforderlich ist, damit die Individuen ihre Meinung innerhalb des Komplexes der schon formulierten Meinungen, die ihnen auf dem Markt der Meinungen angeboten werden, erkennen können. Die Analyse der spontanen Antworten auf eine Umfrage durch Korrespondenz über das Unterrichtssystem, eine Umfrage über die Politik, und ein wichtiges Ensemble der von verschiedenen Meinungsumfrage instituten gestellten Fragen zeigten, dass die Möglichkeit, eine Meinung zu haben von dem Gefühl abhängt, ob man durch Statuten bestimmt ist, eine (oder keine) Meinung zu haben, ein Gefühl das abhängig ist von der Kapazität (die entsprechend dem Schulniveau veränderlich ist) und von der gesellschaftlich anerkannten Notwendigkeit eine (oder keine) Meinung zu haben, die auf politische Fragen zu antworten hängt zum Beispiel von der statutenmässigen Kompetenz und der des Gefühls ab, gesellschaftlich erlaubt und unterstützt, Gründe zu haben, sich mit Politik zu beschäftigen. Zwei fast unvereinbare Möglichkeiten tendieren sich dementsprechend über die Gliederung der politischen Arbeit zu formulieren : einerseits jene, die keine realistischen Mittel vorzunehmen, die dem abstrakten Bürger anerkannten formalen Rechte geltend zu machen, zugeben, dass die Politik nicht ihre Sache ist, anderseits jene die das Monopol der Kompetenz habend sich das Recht zusprechen eine «persôn-liche Meinung» oder eine autorisierte Meinung zu haben. Es genüngt jedoch nicht, an die gesellschaftlichen Gegebenheite der Konstitution des Anspruches auf die «persönliche Meinung» (und seine Ausübung) zu erinnern und zu sehen, dass die totale Vollmacht-ubergabe an die Führsprecher zweifellos die realistischeste Lösung bildet fiir die Armsten und statutenmässig Ungleichmässgeblichesten. Die Erklärung der Ungleichmässigkeiten der Statutenmässigen Kompetenz verdeckt in Wirklichkeit die grundlegene Frage nach der Art der Produktion der Antwort. Man kann drei Arten und Weisen sehr verschiedener Produktionen erkenner : den Ethos der Klasse, verallgemeinernde Prinzip, das nicht als solches angegeben wird in der Form einer ethischen oder politischen Axiomatisierung, bewusst geformte Wahl aufgrund ausdrucklich politischer Prinzipien {(Selbstkontrolle} der politische Meinung), die Vollmachtiibergabe an eine politische Partei (politische Meinung durch Bevollmächtigung). Denn die Wahrscheinlichkeit, zu etwas, was man eine gutfondierte politische Meinung nennen kann, zu gelangen, ist um so geringer, je tiefer man sich in einer benachteiligten Lage befîndet, die Agierenden, die zu einem isolierten individuellen Zustand reduziert sind, sind umso empfîndlicher gegenüber dem Effekt der Allodoxia -und also auch gegeniiber dem Effekt des Ablenkens des Erwiderungssinnes- je armer sie sind in ökonomischer und wirtschaftlicher Beziehung. Gegen die Mystik der Volkspartei die dem Proletariat ein adkuates Bewusstsein gibt, und gegen die pessimistische Enttäuschung, die die Arbeiterklasse zum Streben nach dem bürgerlichen Stand reduziert, muss man anfuhren ; dass der Habitus der Klasse in diesem Fall eine Lehre der Unwissenheit ist, eine Aktion der Manipulation, die nur innerhalb bestimmter Grenzen ausgeübt werden kann. Wenn auf politischem Gebiet die Beziehungen zwischen der Position im gesellschaftlichen Raum und den politischen Meinungen weniger einfach und direkt sind, als anderswo, so liegt es daran, dass auf diesem Gebiet das Gewicht der gesellschaftlichen Richtlinien sehr wichtig ist {(Erfahrung} des Auf- und Abstieg) aber auch daran, dass die Moral nic t die Masse verschont, der die Mittel der Produktion politischer Meinungen fehlt. Diese vorausgegangenen Kritiken fiühren dahin, in ganz neue Form die Frage nach den Zusammenhang zwischen den politischen Apparaten und der Masse zustellen, das heisst zwischen der ganz spezifischen Logik des Feldes der ideologischen Produktion {(Ort} der Produktion dieser vieldeutigen Realität, welche die {Macht-Ideen} sind) und der Logik des Feldes der gesellschaftlichen Klassen. |
URL | http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/arss_0335-5322_1977_num_16_1_2568 |
DOI | 10.3406/arss.1977.2568 |
Short Title | Questions de politique |